Mitlechtern/Lörzenbach. „Auch eine Nacht nach dem Spiel würde ich jede Situation nochmals genauso beurteilen.“ Schiedsrichter René-Thijs Hennemann sieht sich nach dem 3:3 im Kreisoberligaderby zwischen der KSG Mitlechtern und dem SV Lörzenbach „völlig ungewollt“ in den Mittelpunkt gerückt und zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die Lörzenbacher hatten – wie berichtet – nach 75 Minuten 3:0 geführt und am Ende 3:3 gespielt – und sahen im Unparteiischen unter anderem wegen seiner beiden Elfmeterentscheidungen zugunsten Mitlechterns den Hauptschuldigen am verpassten ersten Saisonsieg.

Hennemann empfindet das „Nachtreten“ des SV Lörzenbach als „unsportlich“. Nach der klaren Führung habe die Mannschaft aufgehört zu spielen: „Sie haben selbst das Spiel nicht gewonnen, da spiele ich keine Rolle. Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an.“ Er selbst habe nach dem 3:0 auch nicht gedacht, „dass sich hier noch was ändert“.

Die aus Gästesicht strittigen Szenen hat Hennemann genau in Erinnerung; beide Elfmeter – beim letzten seien noch 13 Sekunden Spielzeit auf seiner Uhr gewesen – seien Vergehen im Strafraum gewesen und entsprechend mit Strafstoß zu ahnden: „Regeltechnisch absolut sauber und keine Fehlentscheidung aus meiner Sicht.“ Bis zum finalen Strafstoß sei er der „gute Schiedsrichter“ gewesen, mit dem einen Pfiff habe sich alles geändert bei den Gästen. Allerdings habe Lörzenbach zwischendrin sogar Glück gehabt, dass er bei einer strittigen Aktion im Strafraum nicht noch einmal auf Elfmeter entschieden habe: Just in dem Moment, als ein KSG-Spieler am Boden lag, lief ein Spieler in das Blickfeld: „Ich habe zwar den Schlag gehört, allerdings nicht gesehen.“

Natürlich, sagt der 40 Jahre alte Referee, sei es für ihn nicht schön, dass ein Spiel so entschieden wurde, doch eines sei klar: „Ich habe mit dem Ausgang nichts zu tun, auch nicht mal ansatzweise.“ Hennemann zählt auf: Der Ballverlust, der zum Strafstoß in der Nachspielzeit führte, „kam nicht von mir. Das Foulspiel zum ersten Gegentor habe ich nicht begangen. Den ersten Strafstoß habe ich nicht verschuldet. Die Vielzahl von Chancen habe ich nicht vergeben.“ Natürlich sei der Ausgang des Spiels extrem glücklich für die KSG gewesen.

Am Ende hätten sich, bis auf zwei Ausnahmen, die Spieler beider Mannschaften fair verhalten, die Zuschauer allerdings teilweise völlig daneben benommen. Hennemann: „Da war ,Dreckschwein‘ noch das freundlichste.“

Ein Lob sprach Hennemann dem Verursacher des finalen Elfers, Lörzenbachs Kapitän Tim Krauß, aus: „Wir hatten nach dem Spiel ein sehr freundliches Gespräch. Ich erklärte ihm nochmals die Situation, wie ich es wahrgenommen habe, und er mir seine. Auch hatte er Verständnis dafür, dass ich alleine war und nur einen Blickwinkel habe und es so tatsächlich aussehen konnte wie ein Foulspiel.“ Respekt zollte der Unparteiische auch SV-Trainer Jan Schörling, „der mir trotz aller Emotionen die Hand gereicht und für Ruhe gesorgt hat“.

Dass es in dem „im recht fairen Rahmen“ geführten Derby dennoch zwei Zeitstrafen, neun Gelbe Karten und eine Rote gab, begründet Hennemann so: „Ein Vergehen muss so geahndet werden, wie es das Regelwerk vorsieht. Ich habe eine klare Linie, lasse dafür viel an Emotionen zu, von der ersten bis zur letzten Minute. Ich bin konsequent in der Regelauslegung, da mach ich auch keine Ausnahme.“ Es liege vor allem am unsportlichen Verhalten der Beteiligten, so der Referee und verweist auf das Derby: Sechs Gelbe Karten, die Rote Karte und eine Zeitstrafe habe es nicht wegen Foulspiels, sondern wegen Unsportlichkeit gegeben. Würden sich die Mannschaften an die Regeln halten, wäre es für alle einfacher. „In aller Deutlichkeit sage ich, dass es mir keinen Spaß macht, ständig zur Karte zu greifen. Doch wenn es sein muss, werde ich das auch in Zukunft tun und da spielt die Menge der Karten keine Rolle.“